Gutscheine anstatt Kita-Plätze?

Avatar of SP Stadt Bern SP Stadt Bern - 20. Februar 2010 - Familie, Kinder, KiTa, Aus dem Stadtrat

Von Ursula Marti, Stadträtin SP

Der Entscheid des Stadtrats, die bisherige Zusammenarbeitsform zwischen der Stadt Bern und den privaten Kitas mittels Leistungsverträgen über den Haufen zu werfen und durch ein Gutscheine-System zu ersetzen, ist schlecht für die Familienstadt Bern. Umso mehr noch, da sich die Mitte-Rechts-Mehrheit im gleichen Zug auch für eine Beschränkung der Subventionen aussprach, wo doch ein Ausbau dringend nötig wäre. Damit erweist die Mitte-Rechts-Koalition den privaten Kitas, für die sie sich angeblich einsetzt, einen Bärendienst: Sämtliche Leistungsverträge – für über 600 Plätze – müssen gekündigt werden, wodurch die Kitas ihre Planungssicherheit verlieren und das Personal um den Job bangen muss. Auch für die Eltern ist es eine Verschlechterung: Sie erhalten statt einen Kita-Platz nur einen Gutschein. Den Platz müssen sie selber suchen. Was jedoch, wenn sich kein Platz finden lässt, weil es – durch die Beschränkung der Subventionen und das grosse Betriebsrisiko für Kitas – zu wenige Plätze gibt? Was, wenn keine Kita bereit ist, das Kind aufzunehmen, weil es vielleicht nicht ganz pflegeleicht ist? Pech gehabt! Die Motionär/innen von GLP/GFL/EVP/FDP/BDP/CVP scheint dies nicht zu kümmern. Sie spielten übrigens eine üble Doppelrolle, indem sie sich stets betont kita-freundlich gaben, sich jedoch die SVP geschickt ins Boot holten, indem sie eine Beschränkung der Subventionen forderten. Das kanns nicht sein. Die SP kämpft weiterhin vehement für genügend subventionierte Kita-Plätze, für eine gute Betreuungsqualität, soziale Durchmischung in den Kitas, gute Arbeitsbedingungen für das Personal und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen städtischen und privaten Kitas. Nach diesem Stadtratsentscheid ist nun die SP-Initiative „Kitas ohne Wartelisten“ nötiger denn je, die den Eltern mit einem Rechtsanspruch – Gutscheine hin oder her – eine echte Sicherheit gibt, dass sie innert einer bestimmten Frist einen Kita-Platz erhalten.

Mehr zur Kita-Initiative unter www.kita-initiative.ch
Fraktionserklärung der SP unter www.ursulamarti.ch

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1 Kommentare

Reto V. Moser – 24. Februar 2010

Gutscheine anstatt Kita-Plätze?

Die Grünliberalen haben die Gutschein-Lösung unter anderem damit begründet, dass zwischen den verschiedenen pädagogischen Konzepten der Kitas ein Konkurrenzverhältnis entstehen soll, dass der Markt die Lösung aller Probleme bringe. Die pädagogischen Konzepte sind das eine (sofern sie überhaupt bestehen…), ihre Umsetzung steht auf einem anderen Blatt. Wie sollen Eltern die Umsetzung solcher Konzepte denn beurteilen können? Erziehung und Bildung sind nicht so einfache Produkte wie Brot und Gipfeli, die man nach wenigen Proben beurteilen kann. Es ist die gleiche Diskussion wie bei der “freien Schulwahl” (die uns über kurz oder lang auch im Kanton Bern beschäftigen dürfte): Entweder die Eltern verlassen sich auf ihr Bauchgefühl oder man macht breite wissenschaftliche Evaluationen (die erst noch nicht in der Lage sind, wirklich den ganzen Erziehungsprozess zu messen). Der Entscheid des Stadtrates zeigt, wie unzuverlässig die sogenannte “Mitte” um GFL und EVP ist, wenn es um soziale und pädagogische Anliegen geht.