Die Oststadt: Wohnen statt Autobahn

Der Osten von Bern verfügt über eine der letzten grossen Baulandreserven von Stadt und Region Bern. Diese sollten in einer gesamtheitlichen Planung für Wohnzwecke erschlossen werden. Darauf ist auch die regionale Verkehrsplanung wesentlich besser als bisher abzustimmen und die Bevölkerung ist verstärkt einzubeziehen. Dies sind zentrale Erkenntnisse einer Tagung der SP Stadt Bern vom 3. März unter dem Titel „Oststadt… Wohnen statt Autobahn“.

Der Tagungsort, die französische Schule bei Wittigkofen, führte die zahlreichen TeilnehmerInnen aus Bern, aber auch aus Muri und Ostermundigen, mitten in das Gebiet der Oststadt. Hier verfügt Bern über Baulandreserven mit einem Potential vergleichbar mit Bern West. Gleichzeitig sind mit dem Ausbau und der Verlegung der Autobahn sowie dem Tram Region Bern riesige Verkehrsplanungen aufgegleist. Ein Ziel der Veranstaltung war die Herstellung von Öffentlichkeit zu den möglichen Varianten beim Ausbau der Autobahn A6 mit ihren Folgen für die Bevölkerung und die weitere Erschliessung von Wohngebieten, aber auch für das Tram Region Bern. Die Tagung wurde organisiert von der AG Stadtentwicklung der SP Stadt Bern.

Der kantonale Kreisoberingenieur Ueli Weber orientierte über die laufenden Verkehrsplanungen zum Ausbau der A6, insbesondere auch über die geplanten Anschlusslösungen im Saali und mit dem Kreisel Bolligenstrasse, den er eine „grosse Maschine“ nannte. Wie eine integrierte Sicht auf Stadt- und Verkehrsplanung möglich wäre, zeigte Raphael Frei von der Arbeitsgruppe Krokodile aus Glatt. Die Krokodile haben eine Vision für eine Stadt Glatt bei Zürich entworfen, welche von Kloten bis Uster die viertgrösste Stadt der Schweiz bilden würde. Christian Zahler als Präsident der Kommission Raumplanung der Regionalkonferenz Bern-Mittelland berichtete über das regionale Gesamtverkehrs- und Siedlungskonzept. Er beschied insbesondere der Oststadt ein grosses Entwicklungspotential bei hoher Wohnqualität. Berns Stadtpräsident Alexander Tschäppät sah in der Autobahn und der Auszonungsinitiative „Wittigkofen bleibt grün“ Gründe für eine längere Stagnationsphase im Osten, welche heute durch neue Dynamik abgelöst werde.

In der folgenden Diskussion schälten sich mehrere Aspekte heraus, welche für die weitere politische Arbeit der SP Bern – im Idealfall zusammen mit den Parteien der angrenzenden Gemeinden – eine Grundlage bilden:

  • Klar zu verbessern sind die Partizipationsmöglichkeiten bei der Verkehrsplanung. Die grössten Defizite bestehen dabei auf der Ebene Gemeinde und Region. Die SP wird mehr Kommunikation einfordern (z.B. Einbezug des Stadtparlaments), aber auch mehr Mitwirkungsmöglichkeiten.
  • Ebenso sind die Verkehrs- und die Siedlungsplanung besser aufeinander abzustimmen. Hier wurden vor allem die unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Realisierungschancen hervorgehoben. Bei einer unterirdischen Autobahn frühestens ab 2030 stellen sich dringende Fragen von Zwischenlösungen, etwa im Bereich Lärmschutz und Lebensqualität. Gleichzeitig scheint vor allem der Kapazitätsausbau der Autobahn durch Bundesgelder gesichert, während die Finanzierung von Zwischenlösungen und Aufwertungsmassnahmen noch offen ist und schlimmstenfalls der Stadt verbleiben oder riskieren, gar nicht umgesetzt zu werden.
  • Bezüglich der Anschlüsse (der „grossen Maschinen“) gab es Fragezeichen zur Dimension wie auch die Forderung, die Autobahn auch in Muri zurückzubauen, um eine bessere Verbindung der Dorfteile Muri und Gümligen zu erreichen.
  • Fragezeichen zum Rückbau der heutigen A6 betrafen insbesondere die weiterhin hohe Belastung (20‘000 Fahrzeuge) auf der neuen Stadtstrasse und die Finanzierung der Rückbaumassnahmen.
  • Schliesslich braucht es auch eine langfristige Vision und Identität der Oststadt. Ein kleines Zentrum dürfte beim Burgernziel entstehen, dessen Realisierung möglichst rasch erfolgen sollte. Für den gesamten Bereich der Oststadt mit Einschluss von Saali/Wittigkofen, Ostermundigen und Muri wird das nicht ausreichen. Dannzumal wird sich auch die Frage stellen, ob die bestehenden Gemeindegrenzen noch sinnvoll sind…

Die AG Stadtentwicklung wird aus den Diskussionspunkten ein Thesenpapier zuhanden der Parteileitung erarbeiten, welches als Grundlage für die weitere politische Arbeit dienen soll. …zu den Referaten

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