Die SP/JUSO-Fraktion reicht heute im Berner Stadtrat eine Motion zu Ganztagesschulen (GTS) auf allen Bildungsstufen in allen Schulkreisen der Stadt Bern ein. Die Motion fordert den Gemeinderat auf, eine nachhaltige Ressourcenausstattung – sowohl finanziell als auch personell – für die Implementierung der GTS sicherzustellen.
Die Einführung von GTS bedeutet, die Schule als Lern-, Lehr- und Lebensort neu zu denken. Bildung und Betreuung werden dabei nicht nur ergänzt, sondern als integrale Einheit im pädagogischen Gesamtauftrag verstanden. «Ganztagesschulen ermöglichen eine Lehr- und Lernkultur, die die Kinder und Jugendlichen individuell fördert und auf ihre jeweiligen Bedürfnisse eingeht», so Barbara Keller, Fraktionspräsidentin der SP/JUSO-Fraktion.
Vorteile der Ganztagesschulen für alle Stufen
Der pädagogische Gesamtauftrag, Schule und Betreuungsangebote, wie sie die Ganztagesschule bietet, ist für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zentral. Nicht zuletzt ist es gerade für Jugendliche wertvoll, für beide Bereiche, Bildung und Betreuung, die gleichen Ansprechpersonen zu haben. So können die Schüler:innen eine Beziehung aufbauen und werden in fachlichen und in überfachlichen Kompetenzen gefördert.
Lernen in der Pubertät (7. bis 9. Schuljahr) ist geprägt von Emotionen. Die Schule für Jugendliche sollte deshalb eine Schule nicht nur für das Lernen sein, sondern eine umfassende Schule für das Leben. Zwischenmenschliche Beziehungen sind für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen genauso wichtig wie gesunde Ernährung und körperliche Bewegung. Ohne pädagogische Beziehung zwischen allen Aspekten des Lebens verfehlen Lerninhalte ihre Ziele.
Chancengleichheit und Vereinbarkeit
Ein weiterer zentraler Punkt der Motion ist die Förderung von Chancengleichheit. Ganztagesschulen ermöglichen es, alle Kinder individuell zu betreuen und gezielt zu fördern, was besonders für die Integration von grosser Bedeutung ist. «In Ganztagesschulen werden Bildung und Betreuung als Einheit und als pädagogischer Gesamtauftrag betrachtet. Diese Strukturen tragen auch zum Kindesschutz bei, da sie angespannte Familiensituationen entlasten und im Falle von Belastungen präventiv wirken können», erläutert Stadträtin Betina Stüssi.
Mit Blick auf die steigenden Lebenshaltungskosten und die dadurch erhöhte Erwerbsquote beider Elternteile ist die Ganztagesschule auch ein wichtiges Element zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. «Immer mehr Familien sind auf zwei Einkommen angewiesen. Die GTS bietet hier eine verlässliche Lösung, die Eltern entlastet und eine hochwertige Betreuung und Bildung für die Kinder sicherstellt,» so Stüssi weiter.
Erfolgreiche Pilotprojekte in Bern als Grundlage
Die Stadt Bern konnte bereits in den letzten Jahren positive Erfahrungen mit Ganztagesschulprojekten sammeln. In fünf Schulkreisen wurden GTS-Pilotprojekte durchgeführt, zwei davon unter wissenschaftlicher Begleitung der Pädagogischen Hochschule Bern evaluiert – mit durchwegs positiven Rückmeldungen. Der Standbericht «Ganztagesschulen Stadt Bern» 2023 des BSS zeigt jedoch auch, dass es für eine nachhaltige Einführung und Schulentwicklung einen umfassenden Ressourceneinsatz braucht.
«Die Einführung von Ganztagesschulen ist ein Schritt in eine zukunftsorientierte Bildungslandschaft, die alle Kinder und Jugendlichen in Bern mit den besten Chancen auf eine gute Bildung und persönliche Entwicklung unterstützt», fasst Barbara Keller zusammen.
Mit dieser Motion soll der Weg geebnet werden, um genügend (finanzielle und personelle) Ressourcen bereitzustellen, und so allen Schüler:innen der Stadt Bern Zugang zu einer Ganztagesschule zu ermöglichen – auf allen Stufen und in allen Schulkreisen.
Weitere Auskünfte
Barbara Keller, Fraktionspräsidentin, 079 786 15 81
Bettina Stüssi, Stadträtin, 079 276 22 72